Reklame für Gott machen Predigt 12. Juni 2012 (Stiftungstag)

Zwei interessante Lesungen (1 Kön 17,7-16 und Mt 5,13-16), die auf das Stiftungsfest der Franziskanerbrüder vom Hl. Kreuz fallen. Schaun wir mal, was sie uns heute sagen können.

Da ist zuerst die Lesung von dieser Witwe von Sarepta. Ich kann mich jedesmal, wenn ich sie höre, über diesen Propheten aufregen. Finden Sie nicht auch, dass sein Gehabe unerträglich ist?! Da weiß er doch um die große Not in diesem Land, da hört er doch, dass diese Frau total am Ende ist, dass nichts mehr zu Essen da ist - und da verlangt er, dass sie zuerst ihm noch was kocht. Verhält sich so ein Gottesmann?! Unmöglich! Oder?

Ja, irgendwie in der Tat unmöglich. Aber manchmal braucht es wohl solcher „unmöglichen Dinge“, damit Menschen etwas entdecken und lernen – und dann Wunder geschehen können. Manchmal muss man wohl ganz an die Grenzen des Verständlichen herangeführt werden – und sogar darüber hinaus – um neue Erfahrungen machen zu können.

Indem diese Frau sich an die Grenzen ihrer Existenz führen läßt, wo sie an der Entscheidung steht, entweder alles für sich und ihren Sohn zu behalten, oder das Letzte, was noch zum Leben bleibt, herzugeben und zu teilen – da kann sie eine Erfahrung machen, eine Gotteserfahrung. Da kann sie erfahren, dass auch andere Hunger haben und Not leiden – und dass es irgendwie immer weitergeht, auch wenn man teilt.

Und indem sie teilt, kann sie einen Gott erfahren, der in der größten Not sorgt, der nicht hängen und nicht untergehen läßt, sondern der hilft. Indem sie das Letzte, was ihr zum Leben bleibt, mit diesem Elija teilt, macht sie die Erfahrung eines Mehltopfes und eines Ölkruges, die nicht leer werden – weil über allen menschlichen Berechnungen und hinter allen bisherigen Erfahrungen immer noch Gott steht, ein Gott der Menschen, ein Gott, der einen nicht verläßt - und der das lohnt, was ein Mensch einem anderen an Gutem tut.

Liebe Schwestern und Brüder, da steht nicht, dass der Topf und der Krug immer voll sind, da ist nicht vom Überfluss die Rede, sondern da steht, dass sie nicht leer werden. D.h. wohl: Viel ist da nicht, aber immer genug, um leben zu können.

Vielleicht ist hier eine Parallele zu unserem Stifter zu entdecken: In dieser Herausforderung, in dieser Zumutung – Dass er, der selbst nicht viel hat, nun auch noch den Anruf hört und spürt, mit anderen sein Leben zu teilen. Dass er wahrnimmt, dass da Menschen sind, die Hilfe brauchen – die seine Hilfe brauchen. Und dass er dann nicht sagt: Ich habe ja selber nur so viel, dass es gerade mal für mich reicht. Sondern dass auch er sich an diese Grenze heranführen läßt - und sie übersteigt: Dass auch er teilt – sein Leben, sein bißchen Hab und Gut, seine bescheidenen Möglichkeiten. Und dass es gelingt! Dass auch „sein Mehltopf und der Ölkrug“ nicht leer werden.

Viel ist nie da; aber immer so viel, dass es gerade irgendwie reicht. Und dass so Br. Jakobus -wie auch Mutter Rosa- einen Gott erfahren kann, der in der Not fast „wunderbar“ sorgt: Wenn nichts mehr da war, dann kam irgendjemand und hat etwas gebracht. Wenn alles dunkel zu sein schien, dann kam Licht und Hilfe von irgendwo her, so dass es doch weitergehen konnte. Gotteserfahrung – mitten in der Not. Erfahrung eines Gottes, der mitlebt, der mitleidet - und der Hilfe bringt.

Ja, und dann ist dort dieses ansprechende Evangelium. Liebe Schwestern und Brüder, wir zitieren so gerne die wunderschönen Ich-Bin-Worte Jesu: Ich bin die Tür. Ich bin der Weg und und …

Hier begegnen uns nun die Ihr-Seid-Worte Jesu. Und sie sind genauso wunderschön. Denn wie wir uns bei den Ich-Bin-Worten Jesu wohl nie Gedanken darüber machen, ob das auch wirklich stimmt, was Jesu da sagt und meint, so müssen wir auch diese Ihr-Seid-Worte Jesu nicht in Frage stellen. Sie sind wahr! Das, was Jesus da seinen Jüngern auf den Kopf zusagt - und was er heute auch uns auf den Kopf zusagt, das stimmt. Das ist wahr. Wir sind das Salz der Erde. Wir sind das Licht der Welt. Wir sind das – weil das -Gott sei Dank- nicht von uns abhängt, sondern von Gott.  Weil das nicht nur an unsere Charismen, nicht nur an unseren Einsatz und an unsere persönlichen Möglichkeiten gebunden ist, sondern weil Gott das so will. Gott hat da ganz viele Möglichkeiten mit uns – sogar dort, wo wir selbst das vielleicht gar nicht annehmen und glauben würden. Und wir dürfen auch sehr dankbar sein für das, was wir können und was durch uns möglich ist. Aber was uns aufmerksam machen muss, dass ist der letzte Satz in diesem kurzen Evangelienabschnitt. Wo es heißt, dass unser Licht vor den Menschen leuchten soll, damit sie unsere guten Werke auch sehen und wahrnehmen – und dann kommt dort so was wie ein „Bruch“ in der Gedankenkette – nicht damit sie uns dafür loben, sondern unseren Vater im Himmel.

Eine aufregende Stelle ist das. Man kann sich wirklich aufregen drüber: Da sollen wir gut sein, eifrig, Salz und Licht für die Welt sein – aber nicht, damit die Leute uns loben, sondern Gott.

Noch so eine Herausforderung. Und da liegt sicher auch eine unserer Grundversuchungen: Dass es uns letztlich um uns geht. Dass wir groß rauskommen. Dass man uns auf den Leucher stellt und alle sagen. Toll. Super … Applaus.

Nein, um Gott soll es gehen. Unlängst habe ich irgendwo gelesen: All unsre Charismen und positiven Möglichkeiten sind uns geschenkt, damit wir „Reklameveranstaltungen für Gott“ sein können. „Wunderbarer Ersatz in wunderarmen Zeiten“. Menschen, die immer die „Pfeilrichtung nach oben haben“.

Liebe Franziskanerbrüder vom Hl. Kreuz, liebe Schwestern und Brüder, genau so stelle ich mir unseren ehrwürdigen Stifter vor: dass er Reklameveranstaltung für Gott war. Als wunderbaren Ersatz in einer wunderarmen Zeit. Ein Mensch mit der eindeutigen Pfeilrichtung nach oben.

Einer, dem es nie um sich selbst ging, sondern immer um Gott. Einer, der nie selbst groß rauskommen wollte, sondern der sich einfach in Dienst nehmen lassen konnte. Und der nie etwas getan hat, um am Ende selbst dafür gelobt zu werden, sondern immer nur um anderen Menschen damit zu helfen – um den Nächsten zu lieben so wie er Gott geliebt hat.

Und damit legt er die Spur für uns heute, die Spur, auf der wir 150 Jahre später immer noch gehen können: Auf Gott zu vertrauen - auch in den dunklen und schweren Zeiten; weil Gott sich gerade dort mit all seiner Macht und seinen Möglichkeiten zeigen kann, dort, wo wir Menschen meinen, wir wären schon am Ende.

Und Reklame zu machen, nicht für sich selbst, sondern für diesen Gott, der selbst ein Mensch wurde, um ganz nahe bei den Menschen sein zu können – und der immer noch Mensch werden will – durch uns heute.

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Predigt vom 12. Juni 2012, anlässich des 150. Gründungstages der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, gehalten in der Kreuzkapelle zu Waldbreitbach/Wied.

Richard Baus, ehemaliger Regionaldekan im Bistum Trier, seit 2004 Geistlicher Rektor der Waldbreitbacher Franziskanerinnen und der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz (Hausen/Wied), lebt in Niederbreitbach/Wied.