Predigt zum Todesgedächtnis von Br. Jakobus Wirth am 5. Fastensonntag (29.03.09) von Br. Bonifatius, Diakon in Bad Kreuznach

Evangelientext:             Johannes 12, 20-33

Thema:                         Weizenkorn-Hingabe

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes ….

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben.

Am Bespiel des Weizenkorns, dass in die Erde fällt und stirbt, öffnet uns die Kirche einen Spalt einer noch verschlossenen Tür und lässt einen Blick auf das zu, was wir in der Karwoche und an Ostern feiern.

Nämlich den Blick auf Hingabe, Sterben, Leben verlieren und gewinnen.

Es ist schwer, all diese Bilder zu verstehen und noch schwieriger sie in das eigene Leben Zeugenhaft zu integrieren.

Daher brauchen wir Menschen Vorbilder, um das ein oder andere tiefer zu verstehen und zu erfassen.

Ja, wir brauchen Vorbilder, Menschen, die beispielhaft und Zeugenhaft lebten, was Jesus mit seiner Botschaft von der Liebe zu den Menschen meinte und ausdrücken wollte.

Was es bedeutet, sein Leben gering zu achten und hinzugeben und nicht daran festzuhalten.

Für mich ist ein solcher Mensch, ein solches Vorbild unser Stifter Br. Jakobus Wirth.

Br. Jakobus Wirth wurde 1830 in Niederbreitbach im Wiedtal geboren, mit 8 Jahren war er bereits Vollweise.

Er gründete eine Gemeinschaft von Brüdern, welche am 12. Juni 1862 kirchlich anerkannt wurde.

Aufgabe und Ziel oder wie man heute sagt Identität der Gemeinschaft war und ist es bis heute.

Jesus Christus durch ein Leben nach den evangelischen Räten, das sind die Räte der Armut, des Gehorsams und der Jungfräulichkeit, im Dienst an Weisen, Armen und Kranken nachzufolgen.

Aus kleinen und überschaubaren Anfängen im Wiedtal, ist im Laufe der Zeit eine Gemeinschaft und eine Dienstgemeinschaft gewachsen, der über die Grenzen des Wiedtales hinaus reicht.

Auch bis hier nach Bad Kreuznach.

Werke und Institutionen sind entstanden, nicht nur um Bad  Kreuznach herum, auch im Westerwald in Cochem an der Mosel und in den USA.

Br. Jakobus Wirth erlebte aufs Tiefste, was es heißt, wie ein Weizenkorn zu sterben und dadurch reiche Frucht zu bringen.

Der frühe Verlust der Eltern, der Geschwister und das damit verbundene Verlassen des Elternhauses, haben ihn sicherlich geprägt.

Am eigenen Leib erlebte er Alleinsein und immer wieder musste er loslassen.

Loslassen von Wünschen und Träumen.

Er war kein Mann der großen und begeisterten Worte. Er war eher ein Mensch der Tat, ein Mensch der anpackte und an der Not seiner Mitmenschen nicht vorüber ging.

Er war sicherlich auch kein Mann, der vor Stärke, Autorität und Selbstvertrauen strotzte.

Das, was ihn trug und nach vorne streben lies, war das Bewusstsein, das Gott ihn führen wird und das dieser Gott ihm zeigen wird, wozu er berufen sei.

Ja, liebe Schwestern und Brüder, Br. Jakobus Wirth vertraute ganz auf Gottes Weggeleit, er vertraute sein Leben ganz Gott an.

Diese Führung Gottes, dieses Vertrauen auf Gottes Weggeleit geht mit dem Aufgeben des eigenen Lebens, der eignen Gedanken, Ideen und auch Illusionen einher.

So wie wir es im heutigen Evangelium hörten.

„Wer an seinem Leben hängt, verliert es, wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“

Dieses gering achten des eigenen Lebens fand bei Br. Jakobus seine höchste Ausprägung darin, dass er mit 41 Jahren, nachdem er sich bei der Pflege von Pockenkranken selbst infiziert hat, sein Leben Gott zurück gab, so das es Frucht austragen und zum Segen für viele werden konnte.

So ist die Gemeinschaft, die er gegründet hat, das Charisma, welches er grundgelegt hat, gewachsen.

Auch wenn heute die Brüdergemeinschaft  wieder geringer wurde, so gibt es doch eine Vielzahl von Frauen und Männern die im Dienste am Nächsten, das Charisma von Bruder Jakobus Wirth in den Werken und Institutionen weiter tragen.

Diese Werke und Institutionen sind Orte, an denen Begegnung mit dem leidenden Christus geschieht, nämlich im Dienst an den Kranken, Alten und behinderten Menschen.

Nach wie vor sind dies Orte, an denen der leidende Christus auf uns wartet.

Ja, liebe Schwestern und Brüder, an diesen Orten warten Menschen auf uns.

Menschen warten auf ein Du, Menschen warten auf Begegnung, Heilung, Nähe und Liebe.

Nicht nur auf die Brüder des Br. Jakobus, sondern auf uns alle.

Es kommt in erster Linie nicht darauf an, wer dient, sondern wie und aus welcher Haltung heraus dem Menschen, dem Nächsten gedient wird.

Dieser Dienst fordert immer wieder aufs Neue heraus und er kann nur gelingen, wenn wir uns ganz hingeben, ja so hingeben das wir unser eigenes Leben, unsere Ideen und unsere Illusionen und Pläne gering achten, wen wir zum Weizenkorn werden.

So wie das Weizenkorn in die Erde fällt, ja gesät wird und sterben muss, dass es reiche Frucht bringt und zur Nahrung, zum Segen für viele wird, so ist auch unser Stifter in seinem Sterben für den Nächsten, zum Segen für viele geworden, bis zum heutigen Tag.

Dieses Vorbild seines hingebenden Lebens, darf uns allen, nicht nur den Brüdern, ja uns allen zum Vorbild sein.

Liebe Schwestern und Brüder,

schauen wir in den kommenden Tagen der Fastenzeit nochmals bewusst auf unser Leben und nehmen wir erneut in den Blick, wo wir unser Leben für den Nächsten einsetzen können.

Es gibt viele Menschen, die auf uns und auf unsere Liebe auf unser Zeugnis warten, auch hier bei uns. Im Altenheim oder im Krankenhaus.

„Denn als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt; wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt.“

Amen

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Br. Bonifatius Faulhaber FFSC, Diakon Dipl. Pflegewirth FH Geschäftsführender Vorstand des Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz e.V.